Babys und Kleinkinder müssen Geschmack erst lernen. Die ersten Erfahrungen machen Babys schon in der Schwangerschaft. Mit etwa 10.000 Geschmacksnerven kommen sie zur Welt. Sie mögen von Natur aus Süßes – aber ob sie Gemüse, Fisch oder andere Lebensmittel mögen, hängt vor allem vom Üben ab.
Jedes Kind ist ein kleiner Feinschmecker
Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig für Wachstum, Abwehrkräfte und die Entwicklung des Gehirns. Trotzdem leiden schon Kinder immer öfter an ernährungsmitbedingten Krankheiten wie Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck.
Viele Eltern sind unsicher:
- Was darf mein Baby essen?
- Ab wann kann es Gemüse oder Fisch probieren?
- Wie vermeide ich Allergien?
Aus Sorge landen oft nur wenige Lebensmittel auf dem Teller. Dabei ist es sinnvoll, Babys und Kleinkindern schon früh abwechslungsreiche Mahlzeiten zu geben. Das prägt ihre Essgewohnheiten fürs ganze Leben.
Kinder haben sehr empfindliche Geschmacksnerven. Sie schmecken Bitteres viel stärker als Erwachsene. Gleichzeitig lieben sie Süßes, deshalb mögen sie anfangs lieber Karotte, Kürbis oder Kartoffelbrei. Aber: Geschmack kann man trainieren! Je öfter Kinder etwas Neues probieren dürfen, desto eher mögen sie es später.
So entwickelt sich Geschmack
Die Gene spielen bei der Entwicklung des Geschmacks nur eine kleine Rolle. Viel wichtiger ist:
- Wie vielfältig die Mutter in Schwangerschaft und Stillzeit isst
- Was Babys und Kleinkinder nach der Geburt alles probieren dürfen
Diese frühen Erfahrungen beeinflussen die Vorlieben oft noch viele Jahre später (Maier-Nöth 2019).
Geschmackserfahrungen vor der Geburt
Der Geschmackssinn entwickelt sich schon im Bauch. Ab der 15. Schwangerschaftswoche hat das Baby Geschmacksknospen, ab der 25. Woche funktioniert auch der Geruchssinn.
Die Ernährung der Mutter spielt eine große Rolle bei der Geschmacksbildung. Nach der Geburt reagieren Babys positiv auf Aromen, mit denen sie in der Schwangerschaft in Kontakt gekommen sind. Zum Beispiel mochten Babys, deren Mütter in der Schwangerschaft Karottensaft tranken, später Brei mit Karottensaft lieber (Mennella et al. 2001).
Geschmackserfahrungen nach der Geburt
Auch nach der Geburt lernt das Baby weiter:
- Gestillte Kinder gewöhnen sich schneller an neue Lebensmittel, weil Muttermilch je nach Ernährung der Mutter immer anders schmeckt (Maier et al. 2008).
- Dieser Vorteil hält an: Noch mit sechs Jahren und auch im Erwachsenenalter essen diese Kinder oft mehr Gemüse und probieren leichter Neues (Maier-Nöth et al. 2016).
- Frühe Kontakte mit bitteren oder sauren Lebensmitteln wirken oft über Jahre nach (Liem/Mennella 2002).
Geschmackserfahrungen während der Beikost
Auch die Beikost prägt. Studien zeigen:
- Wer viele verschiedene Gemüsesorten probieren darf, isst später mehr Gemüse.
- Stillen plus abwechslungsreiche Beikost macht Kinder noch offener für neue Geschmäcker – auch für Fleisch und Fisch (Maier-Nöth et al. 2016).
Gesunde Ernährung geht auf vielen Wegen:
- In Frankreich bekommen Babys von Anfang an täglich andere Gemüsesorten und Fisch (Maier et al. 2007).
- In Simbabwe gibt es Erdnussbutter im ersten Brei, in Nigeria fermentierten Maisbrei, in Thailand Reisbrei mit Banane.
So förderst du die Geschmacksbildung deines Kindes
Kinder sind neugierig. Das kannst du nutzen, um Essen interessant zu gestalten.
1. Vielfalt anbieten
Keine Angst vor Allergien: Je abwechslungsreicher der Speiseplan, desto besser wird Allergien vorgebeugt.
2. Wiederholen, wiederholen, wiederholen
- Ein neues Gemüse wird beim ersten Mal oft abgelehnt.
- Studien zeigen: Viele Kinder mögen einen neuen Geschmack erst nach 8 Versuchen (Maier et al. 2007).
- Also: Bohnen heute ausgespuckt? Kein Problem – morgen gibt’s eine neue Chance.
3. Geduldig und gelassen bleiben
- Ablehnung ist ein Schutzmechanismus: Neues wird erstmal misstrauisch betrachtet.
- Mit entspanntem Umgang und Wiederholung lernen Kinder, dass auch Bitteres oder Saures lecker sein kann.
Fazit: Kinder brauchen Vielfalt, Wiederholung und Geduld
Geschmack lernen Kinder nicht von alleine – es braucht Vielfalt, Wiederholung und Geduld. Schon im Bauch, während der Stillzeit und in der Beikost prägen frühe Geschmackserfahrungen langfristig, welche Lebensmittel sie mögen. Mit entspanntem, abwechslungsreichen Angebot legst du den Grundstein für gesunde Essgewohnheiten fürs ganze Leben.
Frage an euch
Wie oft probiert ihr, eurem Kind ein neues Lebensmittel schmackhaft zu machen, bevor ihr denkt: „Ok, vielleicht mag es das nicht“ – und bei welchem Gemüse habt ihr schließlich aufgegeben? Wir sind gespannt auf eure Erfahrungen und Geschichten.


