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Die ersten 1000 Tage entscheiden über eine gesunde Ernährung bis ins Erwachsenenalter

Nie wieder entwickelt sich ein Kind so schnell wie in den ersten 1000 Tagen – der Zeit zwischen der Zeugung und seinem zweiten Geburtstag. Jedes Detail aus der Umwelt des Kindes beeinflusst diese Entwicklung. Der Ernährung kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, denn sie liefert die nötige Energie dafür.

Lass uns zunächst einen Blick auf die Zeit nach den ersten 1000 Tagen werfen. Stell dir vor, du bist bei einer Hochzeitsfeier, bei der es ein vielfältiges Buffet gibt. Du beobachtest Jakob (3 Jahre), wie er sich in der Schlange einen Teller für die Vorspeise nimmt. Er darf sich selbst aussuchen, was er möchte. Während andere Kinder direkt zu Schnitzel mit Pommes greifen, entscheidet er sich in Ruhe für einen Bohnen-Mais-Thunfisch-Salat, gegrilltes Gemüse und eingelegte Artischocken. Jakob geht mit seinen Eltern an seinen Platz, setzt sich und fängt genüsslich zu essen an. Die Familie lässt sich Zeit für das Essen und scheint ein angenehmes Gespräch zu führen. Es sieht nach einem recht routinierten Familien-Ritual aus. 

Du machst dir Gedanken, was Jakob wohl zuhause isst, und wie die Mahlzeiten gestaltet sind. Bekommt er da so langweilige Mahlzeiten serviert, dass er sich beim Hochzeitsbuffet über die bunte Abwechslung freut? Wohl eher nicht. Kennt er die bunten Salate von zuhause, sodass er hier auf der Hochzeit einfach zu Gewohntem greift? Sehr wahrscheinlich. Kommt er zuhause in den Genuss von vielfältigen Mahlzeiten und ist deshalb neugierig, was es auf dieser Hochzeitsfeier so zu probieren gibt? Auch das sehr wahrscheinlich.

Jakob hat nicht an seinem zweiten Geburtstag plötzlich angefangen, gesund zu essen. Er isst ab seinem zweiten Geburtstag genauso, wie er es bis zu seinem zweiten Geburtstag gelernt hat. Das Essverhalten eines Kindes nach seinen ersten 1000 Lebenstagen ist stark geprägt von seinen Esserfahrungen während seiner ersten 1000 Lebenstage.

Aus der Wissenschaft wissen wir klar: Kinder, die in ihren ersten 1000 Lebenstagen vielfältig essen, essen ein Leben lang vielfältig. Und sie sind offener gegenüber Lebensmitteln, die sie noch nicht kennen. Jakob hat also sehr wahrscheinlich Gerichte gewählt, die er von zuhause kennt. Oder er hat Freude daran, etwas Neues auszuprobieren, weil er auch zuhause immer wieder neue Lebensmittel ausprobieren durfte.

Was die Ernährung betrifft, lassen sich die ersten 1000 Lebenstage in folgende Phasen unterteilen: 

  • Ernährung in der Schwangerschaft 
  • Ernährung in der Stillzeit und/oder Ernährung mit Säuglingsnahrung
  • Ernährung in der Beikost
  • Mitessen am Familientisch.

Je vielfältiger die vorherige Phase gestaltet ist, desto einfacher ist es, die nächste Phase vielfältig zu gestalten. Das bedeutet: Wenn du in der Schwangerschaft vielfältig isst, wird es dir leichter fallen, dich auch in der Stillzeit vielfältig zu ernähren – diese Vielfalt schmeckt auch dein Kind über die Muttermilch, sodass es sich auch in der Beikost an einer vielfältigen Auswahl erfreut. Hat dein Baby in der Beikost wiederum vielfältige Erfahrungen machen dürfen, wird es auch Freude an einem vielfältigen Familientisch haben.

Vom 1. bis zum 2. Lebensjahr: Mitessen am Familientisch

Ab dem 1. Lebensjahr essen die meisten Kinder am Familientisch mit, das heißt, sie essen die Gerichte, die die anderen Familienmitglieder auch essen. Die Zeit vom 1. bis zum 2. Lebensjahr ist eine sehr prägende Zeit. Wenn das Kind in der Beikost vielfältige Geschmäcker und Konsistenzen kennenlernen durfte, dann isst es auch am Familientisch vielfältig und ist offen für neue Lebensmittel und neue Gerichte.

Wie viel Freude ein Kind an gesundem, vielfältigen Essen hat, ist auch abhängig davon, wie am Familientisch gegessen wird. Und das schauen sich schon die Kleinsten ab. Nimmt man sich Zeit fürs Essen? Essen alle Familienmitglieder regelmäßig gemeinsam am Tisch? Wie ist die Stimmung am Tisch?  

Jakob genießt das tägliche gemeinsame Abendessen mit der ganzen Familie. Er mag die bunte Vielfalt verschiedenster Gemüse- und Obstsorten. Die meisten davon durfte er schon in der Beikost kennenlernen. Am liebsten stellt er sich seine Mahlzeit selbst auf seinem eigenen Teller zusammen. Die meist ausgelassene, fröhliche Stimmung am Familientisch macht ihm Freude und er hört gerne zu, wenn jeder von seinem Tag erzählt. Besonders gut schmeckt es ihm, wenn das gegessen wird, was er gemeinsam mit Mama oder Papa in der Küche vorbereiten und abschmecken durfte. 

Von 4-6 Monaten bis zum 1. Lebensjahr: Dein Baby lernt mit der Beikost Lebensmittel kennen

Sobald ein Kind die Beikostreifezeichen erfüllt, beginnt die Beikost. Das ist in der Regel zwischen 4 und 6 Monaten, sollte sich aber immer nach der Entwicklung und nicht nach dem Alter des Kindes richten. Wenn ein Kind über die Muttermilch und in der Schwangerschaft bereits verschiedene Geschmäcker kennenlernen durfte, ist es in der Beikost offener gegenüber verschiedenen Geschmäckern. Die unterschiedliche Konsistenz von Lebensmitteln ist für alle Babys neu. Bisher kennen sie nur die wässrige Konsistenz von Muttermilch oder Säuglingsnahrung. 

Jakob beispielsweise durfte zunächst verschiedene Gemüsesorten als Brei kennenlernen: Kürbis, Pastinake, Zucchini, Aubergine, Artischocke, Karotte, … Da seine Mama während der Stillzeit und in der Schwangerschaft sehr vielfältig und gesund gegessen hat, dürften ihm viele Aromen bekannt vorkommen. Ziemlich bald gab es für Jakob in der Beikost auch gedünstetes, stückiges Gemüse, sodass er auch mit verschiedenen Texturen und Konsistenzen in Berührung kam. Dann kamen weitere Lebensmittel in unterschiedlichen Konsistenzen hinzu: weitere Gemüsesorten, verschiedene Obstsorten, Hülsenfrüchte, Getreide in unterschiedlichster Form, Fisch, Fleisch, Eier, Nussmus. 

Jakobs Eltern waren immer recht entspannt während der Beikost; sie haben keinen Wert darauf gelegt, wie viel Jakob tatsächlich von den angebotenen Lebensmitteln aß, denn er wurde ja noch gut mit Muttermilch versorgt. An oberster Stelle stand für die Eltern, ihr Baby mit Freude und Neugier zu begleiten, wenn es seine ersten Esserfahrungen macht. 

Die Stillzeit: Deine Ernährung beeinflusst den Geschmack deiner Muttermilch 

Das, was die Mutter isst, beeinflusst den Geschmack der Muttermilch. Sie schmeckt dem Baby jeden Tag anders – wenn auch nur in kleinen Geschmacksnuancen! Zahlreiche Studien belegen, dass gestillte Säuglinge später vielfältiger essen und viele neue Geschmäcker und Lebensmittel eher akzeptieren – ein Effekt, der bis zum Erwachsenenalter anhält. 

Jakobs Mutter war es wichtig, dass ihr Sohn später verschiedene Gemüsesorten isst, deshalb hat sie – wie in der Schwangerschaft auch schon – viel grünes Gemüse, darunter verschiedene Kohlsorten wie Rosenkohl und Brokkoli, und auch Hülsenfrüchte gegessen.

Die Schwangerschaft: Deine Ernährung beeinflusst die Entwicklung deines Babys im Bauch

Etwa ab der 10. Woche übernimmt die Plazenta die Versorgung des Babys, sodass die Ernährung der Mutter die Entwicklung des Babys entscheidend beeinflusst. Der Körper einer Mutter leistet Unglaubliches in der Schwangerschaft. Dennoch ist der Bedarf an mehr Energie aus der Nahrung verhältnismäßig gering. Der Bedarf an einigen Mikronährstoffen allerdings ist deutlich erhöht, z.B. an Jod. Was du in der Schwangerschaft isst, beeinflusst auch die Geschmacksprägung des Ungeborenen und prägt die Geschmacksvorlieben im Kleinkindalter. Das Fruchtwasser enthält Aromen aus dem Essen der Mutter, z.B. Knoblauch oder Anis.

Take home messages: Ernährung in den ersten 1000 Lebenstagen

Je früher ein Kind mit einer vielfältigen Ernährung in Berührung kommt, desto einfacher ist es, den Geschmack zu prägen in Richtung einer gesunden Ernährung. Über das Fruchtwasser und die Muttermilch kann dein Baby verschiedenste Geschmäcker erkennen und lernt, diese zu mögen. In der Beikost haben Babys Freude daran, vielfältige Ess-Erfahrungen machen zu dürfen. Diese wiederum sind die wichtigste Voraussetzung dafür, dass sie am Familientisch gesunde Lebensmittel mit Freude essen. 

Je früher du beginnst, deinem Kind vielfältige, gesunde Lebensmittel zu reichen, desto leichter wird es deinem Kind fallen, sich an ihnen zu erfreuen. Gleichzeitig ist es aber auch nie zu spät, Vielfalt auf den Familientisch zu bringen. Es braucht nur mehr Durchhaltevermögen!

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